Schlafprobleme bewältigen


Selten sind Schlafprobleme auf einen einzigen Auslöser zurückzuführen. Sie stellen meist das Ergebnis mehrerer Faktoren dar, wie z.B. eines Entwicklungssprunges und einer zeitgleich auftretenden Virusinfektion.

Dementsprechend gibt es auch nicht das Rezept für die Lösung von Schlafproblemen. Es muss vielmehr für jedes Kind ein individuelles Vorgehen entwickelt werden, das auch von den Vorlieben der Bezugsperson abhängt.


Davor lohnt sich der Blick auf zwei zentrale Ebenen, um die Ursachen für das Schlafproblem zu erforschen:


Ebene der Handlungskompetenz des Kindes:

  • Kann das Kind mit innerer Spannung umgehen? Das zeigt sich in ganz bestimmten Fähigkeiten des Kindes:
    • sich alleine beschäftigen
    • warten können
    • Frustrationen (beispielsweise durch Verbote) ertragen
    • entwicklungsbedingte Frustrationen aushalten (z.B. wenn das Kind noch nicht laufen kann, das aber schon möchte)
    • alleine schlafen können

Es geht dabei immer um ein Gleichgewicht zwischen innerer Spannung (Wünsche, Impulse, Aggressionen,...) und äußeren Einflüssen (Frustrationen, Anforderungen, Verlockungen). Faktoren, wie die Persönlichkeit des Kindes, die Tagesverfassung und äußerlicher Druck sind ausschlaggebend dafür, ob ein Kind sich im inneren (Un-)Gleichgewicht befindet.

  • Kann sich das Kind angemessen von der Bezugsperson trennen?
    Ab dem 8. Monat wird dem Kind die Einzigartigkeit seiner Beziehung zu den Eltern bewusst (eine hohe soziale Leistung!), was sich durch sogenanntes Fremdeln unvertrauten Personen gegenüber äußert. Hat ein Kind in diesem Alter Schlafprobleme, kann das darauf hindeuten, dass es nicht in der Lage ist, sich innerlich von den Eltern zu verabschieden.
    Tipp: üben! Am besten tagsüber, indem sich die Bezugsperson immer wieder mal nach Ankündigung vom Kind entfernt und es kurz darauf beim Wiederkommen freudig begrüßt. Dafür genügt schon ein kurzer Raumwechsel (z.B. vom Wohnzimmer in die Küche). So macht das Kind die Erfahrung, dass die Bezugsperson verlässlich ist.


Ebene der Beziehung zwischen Kind und Bindungsperson:

Hier zeigt sich, was Eltern ihrem Kind in Bezug auf das (Ein-)Schlafen gefühlsmäßig vermitteln:

  • Ich bin genervt von dir und will endlich meine Ruhe haben!
  • Ich weiß eigentlich eh nicht, was ich mit der freien Zeit anfangen soll.
  • Ich fühle mich einsam ohne dich.
  • Ich will eigentlich nicht mit meinem Partner den Abend verbringen.
  • usw.

Wenn Wünsche und Vorstellungen der Eltern besonders festgefahren sind, kann es sein, dass sie die tatsächlichen Bedürfnisse ihres Kindes nicht wahrnehmen können.


Die Persönlichkeit des Kindes (Temperament) spielt dabei eine zentrale Rolle. Es gibt sogenannte

  • easy Babies
  • slow to warm up Babies (brauchen etwas, finden sich aber gut zurecht)
  • difficult Babies (sind sehr dünnhäutig)


Ein Tipp, der Schlafproblemen vorbeugen kann:

Überführen Sie die Dyade (Zweierbeziehung) zwischen Mutter und Kind beizeiten in eine Triade (Dreierbeziehung) Mutter - Vater - Kind (spätestens ab Beginn des zweiten Lebensjahres)!