die Trotzphase (Ich-Entwicklung)

 ein Text von Mag.a Jacqueline de Deugd


In jener Phase der kindlichen Entwicklung, in der das Kind entdeckt, dass es eine eigenständige Persönlichkeit ist, kommt es vermehrt zu Trotzreaktionen.

 

Wie kommt es dazu?

Das Kind wird sich der Tatsache bewusst, dass es - genauso wie Erwachsene - planen, wünschen und verursachen kann. Damit kann es in Konflikt kommen mit den Bezugspersonen, die ebenfalls planen und Wünsche haben. Trotzanfälle treten vor allem dann auf, wenn das Kind in seinen Willensäußerungen oder in der Durchführung seiner oft absurden Pläne häufig und abrupt frustriert wird. Wenn die Willensäußerungen des Kindes respektiert werden, treten Trotzanfälle weit weniger auf. Eltern, die ihren Kindern gestatten, sinnlose aber harmlose Pläne durchzuführen und auf bevorstehende Veränderungen (z.B. Spielabbruch) vorbereiten, können so manchen Trotzanfall vermeiden.

 

Es gibt zwei Phänomene in der kindlichen Entwicklung, die mit Trotzanfällen zusammenhängen:

  • die Ich-Abhebung: Das Kind beginnt, sich gegenüber der Welt abzugrenzen und seine Person als Identität zu erleben.
  • die Frustrationstoleranz: Das Kind macht seine ersten Pläne, kann aber deren Durchkreuzung nicht ertragen. Dies ist ein erster und wichtiger Schritt in der Entwicklung der menschlichen Selbststeuerung.

 

Es kann also nicht darum gehen, Wüten und Toben zu verhindern!

Man sollte vielmehr die heilende Wirkung dieser Verhaltensweisen anerkennen.

 

 

Eine strenge, autoritäre Erziehung wirkt sich in dieser Entwicklungsphase besonders negativ aus:

  • Bei vital starken Kindern fördert sie Trotzanfälle aggressiver Art (auf den Boden schmeißen...)
  • Bei vital schwachen Kindern kann der Wille gebrochen werden. Sie ziehen sich zurück, schmollen, weinen...


Wodurch kann die Häufigkeit von Trotzanfällen verringert werden?

Bieten Sie Ihrem Kind - wo möglich und sinnvoll - Freiheitsspielraum für Entscheidungen, für die Umsetzung eigener Pläne und für selbständiges Handeln. Hier zwei Beispiele:

  • Lassen Sie Ihr Kind beim Anziehen aus 2 T-Shirts, die Sie zuvor ausgewählt haben, eines aussuchen.
  • Vermeiden Sie Zeitdruck während des Ankleidens, damit Ihr Kind sich selbständig anziehen kann. Sichern Sie ihm Ihre Unterstützung zu, falls es diese braucht, aber unterlassen Sie es, ihm diese Aufgabe abzunehmen, ohne von ihm dazu aufgefordert worden zu sein.