Vom Schenken in Zeiten des Zuviels – das Schenken überdenken

Ein Beitrag von Martina Lienerbrünn


 

Das Wort „Schenken“ geht ursprünglich auf das Schräghalten des Kruges beim Einschenken zurück. Es war als Geste der Gastfreundschaft gedacht. Später bezeichnete man das Überreichen von Gaben als „Schenken“. Schenken stiftet Beziehung und spielt sich zwischen Geben, Nehmen und Erwidern ab. Es ist Teil des sozialen Lebens und dient dazu, das Gefühl der Verbundenheit mit einem anderen Menschen zu bestätigen.

 

 

Geschenke für Kinder

 

Kinder zu beschenken, um deshalb von ihnen geliebt oder gemocht zu werden, zeigt das Bedürfnis der Erwachsenen nach Verbundenheit. Dafür bedarf es jedoch keiner materiellen Geschenke. Dieses Gefühl der Verbundenheit entsteht von allein, wenn das Kind spürt, dass der Erwachsene gerne mit ihm zusammen ist, es ernst nimmt und nicht bedrängt.

 

Geschenke werden oftmals als Belohnung für Verhaltensweisen oder Leistungen der Kinder, die wir Erwachsenen wünschen, gemacht. „Das schenke ich dir, weil du dieses oder jenes so gut gemacht hast.“ oder „Das habe ich dir mitgebracht, weil du dich so bemüht hast.“ Kinder mögen in der Regel solche Erziehungs- und Bildungsgeschenke nicht. Vor allem bedenken Erwachsene oft nicht, dass sie damit eine Haltung fördern, die erwünschtes Verhalten im Gegenzug für Geschenke hervorruft. Das Schenken ist hier wie ein Geschäft: Leistung für Gegenleistung.

 

An Mangel leiden die meisten unserer Kinder nicht. Jedes Etwas, das man ihnen schenkt, ist in Wirklichkeit ein „Noch etwas“.

 

 

Wie können Geschenke wirken?

 

Immer mehr wird Schenken und Beschenken zu reiner Konsumation, der Kinder ausgesetzt sind und in der sie erfahren, dass es im Alltag um „haben und bekommen“ geht. Das Glücksgefühl, das ein Geschenk auslöst, hält bei vielen Präsenten nur kurz und lässt den Wunsch nach noch mehr entstehen.

 

Bekommen Kinder einfach alles, was sie sich wünschen, verlieren sie schnell die Wertschätzung für Dinge und entwickeln eine geringe Frustrationstoleranz.

 

Bekommt ein Kind als Ausgleich für wenig Aufmerksamkeit Geschenke, kann das sogar dazu führen, dass Kinder ihren Selbstwert an materiellen Besitz knüpfen und sich darüber definieren. Das kann zu fehlender Stressresistenz und damit einhergehend zu Einsamkeit führen.

 

Verschiedenen Studien beschäftigen sich mit dem Einfluss der Menge von Spielsachen auf das Spielverhalten und das Selbstwertgefühl.

 

Es zeigt sich, dass Kinder, die weniger materielle Dinge besitzen eine glücklichere und gesündere Spielzeit und ein größeres Selbstwertgefühl haben.

 

Je weniger Spielzeug den Kindern zur Verfügung steht, umso konzentrierter und kreativer können sie sich damit beschäftigen. Zu viele Spielsachen lenken ab, überfordern und hemmen so den Spielbeginn und das Spiel der Kinder.

 

 

Gibt es ein „Rezepte“ für´s richtige Schenken?

 

Zwei „Schenk-Regeln“ wollen wir Ihnen mitgeben:

 

1.) Zwischen Eltern, Großeltern und anderen Anverwandten sollte es klare Absprachen geben, wer was schenkt. In manchen Familien ist das oftmals eine spezielle Herausforderung, da dadurch Familienmuster und -rituale in Frage gestellt werden und es so zu Konflikten kommen kann. Daher ist es wichtig, dieses Thema behutsam in die eigene Familie einzuführen.

 

2.) Regelmäßiges Aussortieren und Besprechen, ob vorhandenes Spielmaterialien verkauft, verschenkt, gespendet oder entsorgt werden kann schafft Platz. Aufmerksamkeit für die wichtigen oder neue Dinge wird wieder möglich.

 

 

 

 

Verwendete Literatur:

G. Hüther, A.Stern: Was sollen wir unseren Kindern schenken? 2019.

Fachzeitschrift Unsere Kinder 4/21 Artikel: Sinnvoll schenken. 2021.